Landtagspräsidentin Britta Stark, Staatskanzlei-Chef Martin Gorholt, Kulturministerin Martina Münch und Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH und von Kulturland Brandenburg, haben heute in Potsdam das brandenburgische Programm zum 30. Jubiläum des Mauerfalls und der Wiedergründung des Landes präsentiert. Zu den Höhepunkten zählen unter anderem die zentrale Gedenkveranstaltung am 10. November 2019 an der Glienicker Brücke sowie die Leitausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte unter dem Motto ‘30 Themen – 30 Orte – 30 Menschen‘ im kommenden Jahr.
Landtagspräsidentin Britta Stark: „Die Friedliche Revolution 1989 war ein Glücksfall in der Deutschen Geschichte. Was damals als unmöglich erschien, ist Wirklichkeit geworden. Die Erinnerung an die Friedliche Revolution ist nicht nur Anlass, den historischen Glücksfall zu feiern und den Sieg der Demokratie über die Diktatur, sondern auch den Blick in die Zukunft zu richten und darüber zu sprechen, wie wir unsere freie Gesellschaft schützen und unser demokratisches Projekt weiterentwickeln können.“
Staatskanzlei-Chef Martin Gorholt: „‘Wahnsinn!‘ war das Wort des Jahres 1989. Nach 28 Jahren fiel die Mauer in einer friedlichen Revolution, in der nicht ein Schuss gefallen ist. Der 9. November 1989 war für Millionen Menschen in Ost und West ein Tag und eine Nacht großen Glücks – und der Beginn großer Veränderungen. Jeder Mensch hat dabei seine eigenen Erfahrungen gemacht, Erfolg und Glück ebenso erlebt wie Misserfolg und Enttäuschung. Das Jubiläum 30 Jahre Friedliche Revolution bietet Anlass für eine ehrliche und differenzierte Bestandsaufnahme. Der Fall der Mauer hat den Ostdeutschen Freiheit und Demokratie und vielfältige Lebensqualität gebracht. Das sind große Errungenschaften. Deshalb ist es gut, das Jubiläum und vor allem die Leistungen der Brandenburgerinnen und Brandenburger der vergangenen drei Jahrzehnte zu feiern und zu würdigen“, so Gorholt. „Es ist aber auch klar, dass wir bisher nicht alles erreicht haben, was wir uns 1989/1990 vorgenommen haben. Auch nach drei Jahrzehnten kann auf wichtigen Gebieten wie Löhnen oder Renten nicht von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Ost und West die Rede sein. Es wird daher auch nachdenkliche Töne geben im Jubiläumsjahr. Das aber stellt den demokratischen Aufbruch in unserem Land nicht in Frage, sondern sollte uns Ansporn sein, mutig und miteinander daran weiter zu arbeiten. Der Gemeinsinn und Gerechtigkeit sollen dabei im Vordergrund stehen.“
Kulturministerin Martina Münch: „In diesem Jahr jährt sich die Friedliche Revolution von 1989 zum 30. Mal. Wir wollen landesweit und mit vielfältigen Projekten an dieses herausragende Ereignis der deutschen Zeitgeschichte und an den Mut zahlreicher ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger erinnern. Dabei wird es Zeitzeugen-Projekte, Theater-Aufführungen, Film-Dokumentationen, Diskussions-Veranstaltungen sowie zahlreiche Ausstellungen geben. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Situation der Menschen in der DDR und in der Zeit des Umbruchs bleibt auch 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution von besonderer Bedeutung. Wir erleben erfreulicherweise, dass heute – mit der zeitlichen Distanz – ein neues Interesse an den Geschehnissen der Wendezeit entstanden ist. Zugleich gibt es eine junge Generation, die diese Zeit nicht mehr aus eigenem Erleben kennt. Hier gilt es, historisch-politische Bildungsangebote zu stärken“, so Münch. „Eine besondere Rolle spielen hierbei auch die Gedenkorte, Dokumentationsstätten und Museen im Land Brandenburg: Orte wie das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt, die Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam oder die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus erinnern konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und informieren über die Machtstrukturen der DDR. Museen wie das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt liefern wichtige Informationen über das Alltagsleben und -erleben der Menschen in der DDR. Sie sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, sich aktiv für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz einzusetzen. Im kommenden Jahr wird sich zudem das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung der Häftlinge der Konzentrationslager zum 75. Mal jähren – auch hierzu wird es eine Reihe von Veranstaltungen geben. So wird das Themenjahr Kulturland Brandenburg im Jahr 2020 unter dem Titel ‘Krieg und Frieden‘ stehen.“
Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH und von Kulturland Brandenburg: „Wir freuen uns, anlässlich des 30. Jahrestages der Wiederbegründung des Landes Brandenburg im Zuge der Deutschen Einheit Anfang Oktober 2020 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die Leitausstellung präsentieren zu können. 30 Themen, 30 Orte und 30 Menschen stehen im Mittelpunkt des Projektes, das zudem ausgewählte Orte im Land Brandenburg einbindet und ebenso eine Online-Präsentation beinhaltet. Partizipation und Dezentralität, Vielfalt und Vernetzung stellen die Basis des Konzeptes dar. Mit dieser Sonderausstellung und einer neuen Dauerpräsentation zur Landesgeschichte wird das inhaltlich neu profilierte Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte nach einer kurzen Umbauphase im kommenden Jahr wiedereröffnet – unsere Besucherinnen und Besucher können gespannt sein.“
Die zentrale Gedenkveranstaltung am 10. November 2019 in Potsdam erinnert an den Fall der Berliner Mauer und die Öffnung der Glienicker Brücke vor 30 Jahren. Die Veranstaltung von Landesregierung und Landtag beginnt in der Nikolaikirche auf dem Alten Markt mit einer Andacht von Bischof Markus Dröge und umfasst auch ein von Brandenburgs Diktaturbeauftragter Maria Nooke moderiertes Podium mit Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern. Damit wird auch die besondere Rolle der Kirchen bei der Friedlichen Revolution unterstrichen. Im Anschluss geht es zur Glienicker Brücke, dem wohl symbolträchtigsten Ort der Grenzöffnung im Land Brandenburg. Die Brücke wurde am 10. November 1989 um 18.00 Uhr für den grenzüberschreitenden Verkehr geöffnet.
Der Wiedergründung des Landes Brandenburg im Jahr 1990 widmet sich die Leitausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) unter dem Motto ‘30 Themen – 30 Orte – 30 Menschen‘ im kommenden Jahr. Das Ausstellungsprojekt besteht aus drei Modulen, die miteinander verknüpft sind: Unter der Überschrift ‘30 Themen‘ entsteht eine zentrale Ausstellung im HBPG mit partizipativen Elementen und Medienstationen. Und dem Titel ‘30 Orte‘ findet ein dezentrales Programm an verschiedenen Orten Brandenburgs zu den Veränderungen und Ereignissen der letzten 30 Jahre statt. Und hinter dem Programm ‘30 Menschen‘ verbirgt sich eine Zeitzeugen-Dokumentation, die über verschiedene Medien veröffentlicht wird. Das Projekt wird verschiedene Partner der historisch-politischen Bildung wie lokale Archive und Museen, aber auch Bürgerinnen und Bürger, Schulklassen und Studierende einbeziehen. Das Land unterstützt die Erstellung der Leitausstellung mit rund 450.000 Euro.
Weitere ausgewählte Projekte zum 30-jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution und der Wiedergründung des Landes:
- Das Filmmuseum Potsdam veranstaltet vom 25. bis 29. September 2019 das ‘Moving History Filmfestival‘ zum Thema ‘30 Jahre Friedliche Revolution von 1989 und 30 Jahre deutsche Wiedervereinigung‘. Gezeigt werden Dokumentar- und Spielfilme aus drei Jahrzehnten.
- Die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam bereitet eine Ausstellung mit Fotografien des Kleinmachnower Fotografen Bernd Blumrich vor, die das Gefängnis Lindenstraße in der Phase des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs von 1989 und der unmittelbaren Folgezeit zeigen.
- Das Museum Schloss Lübben (Landkreis Dahme-Spreewald) bereitet ein Sonderausstellungsprojekt mit Zeitzeugen vor, das sich mit dem Alltag der Menschen im Jahr 1989 und den Veränderungen in den Folgejahren auseinandersetzt.
- Das Alexanderhaus in Potsdam veranstaltet im Herbst 2019 ein internationales Seminar mit Jugendlichen aus Deutschland und Irland zum Thema ‘Vergangene Grenzen, geteilte Geschichte? – Grenzerfahrungen einer Generation ohne Grenzen in Deutschland und Irland‘.
- Der Geschichts- und Heimatverein Gusow-Platkow (Landkreis Märkisch-Oderland) plant eine Ausstellung und ein internationales Zeitzeugen-Projekt mit Interviews zu deren Erfahrungen und Erlebnissen in der Wendezeit aus deutscher, polnischer und österreichischer Sicht.
- Der Verband Cartoonlobby e.V. plant eine Ausstellung im Cartoonmuseum in Luckau (Landkreis Dahme-Spreewald) zum Thema ‘Politische Wende und 30 Jahre Mauerfall‘.
- Bereits Anfang April wurde die Ausstellung ‘Fundstücke aus Brandenburg – zwei Ausstellungen aus dem Jahr 1989‘ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam eröffnet. Die Doppelausstellung, bei der Tafeln zur staatlichen ‘Leistungsschau 40 Jahre DDR-Hauptstadt Berlin‘ vom Juni 1989 der privaten Potsdamer Ausstellung ‘Suchet der Stadt Bestes‘ vom Oktober 1989 gegenüber gestellt werden, läuft bis zum 23. Juni 2019.
- Ebenfalls Anfang April wurde der Info-Pfad ‘Achtung Grenze – Das Sperrgebiet der DDR in Potsdam 1961-1989‘ freigegeben. Er informiert auf acht Informationsstelen entlang des Potsdamer Jungfernsees über den Aufbau der Sperranlagen an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und thematisiert den Alltag im Grenzgebiet. Das Projekt wurde vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und dem Verein Erinnerungsorte Potsdamer Grenze in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Potsdam durchgeführt.
Das Kulturministerium unterstützt diese Projekte mit mehr als 100.000 Euro. Weitere 50.000 Euro stehen für Projekte zum Jubiläum des Landes im kommenden Jahr bereit.
Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung bereitet die Ausstellung ‘Blaue Wimpel im Sommerwind – Ferienlager in Brandenburg und der DDR‘ vor, die vom 18. Juni 2019 bis zum 31. März 2020 gezeigt werden soll. In der Ausstellung sollen Ferienlager der DDR, insbesondere in Brandenburg, als zeitgeschichtliches Phänomen in den Mittelpunkt gerückt werden. Darüber hinaus fördert die Landeszentrale neun weitere Projekte im Land mit rund 100.000 Euro (s. Anlage).
Das Jubiläumslogo ‘30 Jahre Land Brandenburg‘ kann für Zwecke der Presseberichterstattung auf der Presseseite www.brandenburg.de heruntergeladen werden.