Kerst: Thüringer Außenhandel breit aufstellen / Jena-Optronik sucht Kontakt zu indischer Raumfahrtbehörde ISRO.
Zu einem Besuch in Indien startet Thüringens Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst heute an der Spitze einer kleinen Thüringer Unternehmens- und Hochschuldelegation. Mit der Reise sollen Projekte für eine künftige Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern angebahnt werden. Stationen der Reise, die vom 7. bis zum 13. September dauert, sind Bangalore, Coimbatore und Mumbai. Die Staatssekretärin wird nach den Terminen in Bangalore, bei denen die politische Begleitung durch das Land erforderlich ist, bereits am Montag wieder zurück nach Deutschland kommen.
„In Zeiten, in denen die außenwirtschaftlichen Risiken in vielen Regionen der Erde zunehmen, muss sich die Thüringer Exportwirtschaft breit aufstellen und auf vielen Märkten ihre Chance suchen“, sagte die Wirtschaftsstaatssekretärin. „Indien zählt dabei ganz sicher zu den Handelspartnern mit dem größten Potential.“ So sind insbesondere die Exporte seit 2014 wieder kontinuierlich angestiegen und haben ein Volumen von mehr als 145 Millionen Euro erreicht.
„Damit sind wir zwar noch nicht wieder auf dem Niveau von 2012 mit fast 164 Millionen Euro angekommen“, so Kerst. Allerdings sei Indien nach den umfassenden Wirtschaftsreformen der Modi-Regierung wieder auf Erfolgskurs. „Deshalb kann man davon ausgehen, dass der Handel mit Indien in den nächsten Jahren weiter kontinuierlich wachsen wird.“ Allein für das laufende Jahr gehen die Prognosen für die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt von einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes von mehr als sieben Prozent aus.
Am heutigen Tag sollte erstmals ein indisches Raumfahrzeug – der Lander Vikram der indischen Mission Chandrayaan-2 – auf dem Mond landen. Zwar war während der Landephase in der vergangenen Nacht der Funkkontakt zum dem Modul abgebrochen. „Aber insgesamt passt es doch sehr gut, dass auf unserem Programm diesmal auch ein Termin bei der indischen Raumfahrtbehörde ISRO steht“, sagte die Staatssekretärin weiter. Dort will sich die Firma Jena-Optronik präsentieren und um Aufträge bewerben. „Für einen Erfolg in diesem Wettbewerb ist es wichtig, dass wir als Landesregierung vor Ort unsere volle politische Unterstützung deutlich machen“, so Kerst. „Das will ich gern tun.“ Jena-Optronik, ein Unternehmen des Airbus-Konzerns, entwickelt und produziert u.a. Lageregelungssensoren für Satelliten und Sonden sowie generell optoelektronische Systeme für die Erdbeobachtung und Erkundung des Weltalls.
Weiterhin stehen in Bangalore Gespräche der Friedrich-Schiller-Universität Jena beim Indian Institute of Science (IISc), einer international führenden Technischen Universität, sowie beim indischen Start-up-Dachverband NASSCOM auf dem Programm. Darüber hinaus sind vor allem individuelle Gespräche mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen geplant. Der Besuch dient dabei auch der Nachbereitung von Projekten und der Pflege von Kontakten, die bei der Delegationsreise von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee im Februar 2019 entstanden waren. Zudem wird das Erfurter Königin-Luise-Gymnasium ein Partnerschaftsabkommen mit der Satchidananda Jothi Niketan International School in Coimbatore unterzeichnen.
Hintergrund:
Seit 2012 steht der indische Subkontinent kontinuierlich im Fokus der Thüringer Außenwirtschaftspolitik. 2016 wurde der German-Indian Roundtable (GIRT) Thüringen für auf dem indischen Markt aktive Unternehmen gegründet, der sich dreimal jährlich trifft. Zuletzt war Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee vom 9. bis 15. Februar 2019 mit einer 25-köpfigen Unternehmens- und Hochschuldelegation vor Ort.
Rund 100 Thüringer Unternehmen unterhalten bereits langfristige Exportbeziehungen nach Indien. Außerdem gibt es elf Thüringer Unternehmen mit Beteiligungen auf dem Subkontinent. Dazu zählen u.a. die DeCon GmbH (Sonneberg), Glatt Ingenieurtechnik (Weimar), GÖPEL electronic (Jena), Flanschenwerk Thal (Schönstedt), Jenoptik (Jena), PETKUS (Wutha-Farnroda).
Darüber hinaus verbinden Thüringen bereits 13 offizielle Hochschulkooperationen mit Indien, 21 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen arbeiten mit indischen Instituten zusammen.