Magdeburg. Sachsen-Anhalt hat die höchste Tarifbindung in Ostdeutschland, der Fachkräftebedarf ist deutlich höher als im Bundesdurchschnitt und beim Mobilen Arbeiten haben Unternehmen im Land noch einen erheblichen Nachholbedarf. Das alles zeigt das Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für Sachsen-Anhalt. Aus dem Länderbericht 2018 hat heute Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne zentrale Ergebnisse präsentiert. „Wir beteiligen uns erneut an der einzigen für alle Betriebsgrößen und Branchen repräsentativen Arbeitgeberbefragung in Deutschland, die in Sachsen-Anhalt rund 1.000 Betriebe und Einrichtungen umfasst“, sagt Grimm-Benne. Die Datenerhebung biete somit eine facettenreiche Gesamtschau auf die Wirtschaft im Land.
Die Ergebnisse belegen, dass in Sachsen-Anhalt ein vergleichsweise hoher Fachkräftebedarf besteht. Hierzulande wurden mit 72 Prozent anteilig deutlich mehr Fachkräfte mit Berufsabschluss oder akademischen Abschluss eingestellt als in der ost- und vor allem als in der westdeutschen Wirtschaft (66 Prozent bzw. 52 Prozent). „Die Sicherung, Gewinnung und Entwicklung von Fachkräften setzt attraktive Arbeitsbedingungen in den Unternehmen in Sachsen-Anhalt voraus“, sieht Grimm-Benne den im Koalitionsvertrag verankerten Einsatz der Landesregierung für „Gute Arbeit“ bestätigt. „Dafür stehen sozialversicherungspflichtige, unbefristete Beschäftigung, angemessene tarifliche Löhne und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagt Grimm-Benne.
Die Befragungsergebnisse zeigen weiterhin, dass Auszubildende in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich hervorragende Chancen in den Berufsstart haben. Die Übernahmequote von Absolventinnen und Absolventen durch die Ausbildungsbetriebe erreichte 76 Prozent, in Kleinst- und Großbetrieben sogar rund 90 Prozent. Allerdings konnte 2018 nur rund zwei von drei aller angebotenen Ausbildungsplätze besetzt werden. „Der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt 2019 steht vor völlig anderen Herausforderungen als noch vor einigen Jahren“, zieht Grimm-Benne einen Vergleich mit dem Länderbericht 2001. 2018 bestand in jedem fünften Betrieb der sachsen-anhaltischen Wirtschaft die Möglichkeit mobil zu arbeiten. Das ist ein geringerer Anteil als in Ost- und Westdeutschland.
Nachdem die Beschäftigtenzahl in Sachsen-Anhalt zwischen 2011 und 2016 stagnierte, konnte im Jahr 2018 zum zweiten Mal in Folge ein Zuwachs erreicht werden. Die höchsten Zuwächse gab es im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Baugewerbe mit einer Steigerung von jeweils drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aktuell ist die Arbeitslosenquote so gering wie nie zuvor. Rund ein Viertel der Betriebe im Land sind tarifgebunden. „Die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels zeigen klar, dass sich Tarifbindung sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber lohnt“, sagt Grimm-Benne. Demnach sind die Löhne in tarifgebundenen Unternehmen deutlich höher und die Arbeitszeit geringer. Diese Betriebe investieren mehr in Weiterbildung und haben häufig weniger Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Der Länderbericht zeigt ferner auf, dass das Potential Geflüchteter als Arbeitnehmer längst noch lnicht gehoben ist. 2018 haben nur 3 Prozent der sachsen-anhaltischen Betriebe geflüchtete Menschen beschäftigt (Deutschland 9 Prozent). 72 Prozent dieser Betriebe bewerteten die damit gemachten Erfahrungen positiv und würden auch in Zukunft wieder Geflüchtete einstellen. „Um Menschen mit Fluchthintergrund wirksam zu integrieren gehört zweifellos die Einbindung in den Arbeitsmarkt. Das holt Betroffene aus der Bittstellerrolle, schult das Sprachvermögen und auch die soziale Kompetenz“, wirbt Grimm-Benne in Richtung Unternehmen, die dazu auch zahlreiche Förderprogramme nutzen können.
Hintergrund:
Seit 1996 bildet das IAB-Betriebspanel Jahr für Jahr die aktuellen Trends auf dem sachsen-anhaltischen Arbeitsmarkt ab und vergleicht sie mit der Entwicklung in anderen Regionen Deutschlands. Seit 2000 finanziert das Land alljährlich eine Aufstockung dieses Panels, um repräsentative Ergebnisse speziell für Sachsen-Anhalt zu erhalten. Mit der Erstellung des Länderberichts 2018 ist das Institut für sozialökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) beauftragt worden.