Rund 250 Teilnehmende sind der Einladung des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration, des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Qualifizierungsförderwerkes Chemie (QFC) zur 2. Betriebs- und Personalrätekonferenz ins Steintor-Varieté gefolgt. „Die große Resonanz zeigt die Notwendigkeit und den Bedarf nach einem Dialog zwischen Politik und den Betriebs- und Personalräten im Land“, sagte Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne. Nur gemeinsam könnten Herausforderungen wie der wachsende Fachkräftebedarf, die Veränderungen der Arbeitswelt und die bundesweit zurückgehende Tarifbindung bewältigt werden. „Wir müssen sicherstellen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Interessen auf Augenhöhe verhandeln können“, so die Ministerin.
Ministerpräsident Reiner Haseloff: „Die Sozial- und Tarifpartnerschaft hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg, zur Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen und damit zur Wirtschaftskraft insgesamt beigetragen. Daher halte ich eine hohe Tarifbindung und aktive Mitbestimmung für unverzichtbar. Tarif- und Sozialpartnerschaft sind Grundpfeiler einer dauerhaft erfolgreichen sozialen Marktwirtschaft.“
Ergebnisse des aktuellen IAB Betriebspanels haben Sachsen-Anhalt einen vergleichsweise hohen Fachkräftebedarf bescheinigt. Mit 72 Prozent wurden anteilig mehr Fachkräfte mit Berufs- oder akademischen Abschluss eingestellt als in der ost- und in der westdeutschen Wirtschaft (66 Prozent bzw. 52 Prozent). „Damit Betriebe auch künftig wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie mit attraktiven Arbeitsbedingungen Fachkräfte gewinnen, sichern und entwickeln können“, so Grimm-Benne. Dazu gehörten eine sozialversicherungspflichtige, unbefristete Beschäftigung, eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf und nicht zuletzt angemessene tarifliche Löhne. In einem Messebereich der Konferenz stellten Betriebe, Gewerkschaften und Institutionen Beispiele und Projekte vor, an denen deutlich wurde, wie der Wandel schon heute gestaltet wird.
Rund ein Viertel aller Betriebe in Sachsen-Anhalt – und damit über ostdeutschem Durchschnitt – sind tarifgebunden. „Darauf müssen wir aufbauen“, sagt Grimm-Benne angesichts eines kontinuierlichen Rückgangs der Tarifbindung in den vergangenen Jahren. „Tarifgebunden Beschäftigte erhalten höhere Löhne und Gehälter als Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag“, so die Ministerin. Das mache sich im Schnitt mit einem monatlichen Bruttomehrverdienst von 870 Euro im Portemonnaie bemerkbar.
Doch Tarifbindung und Mitbestimmung beeinflussen mehr als allein das Gehalt oder den Lohn.
Ein weiteres Plus sind Vereinbarungen und Rechte wie Arbeitszeitgestaltung, mobiles Arbeiten und Einsatz neuer digitaler Technik, die allen Beschäftigten zu Gute kommen und die ein Arbeitnehmer allein nur schwer durchsetzen kann. Betriebe mit Betriebsrat sind mit Blick auf Nachwuchsgewinnung ebenfalls besser gestellt. Auszubildende sind nach dem aktuellen DGB Ausbildungsreport in Betrieben mit Interessenvertretung deutlich zufriedener als ohne betriebliche Interessenvertretung. „Nur wer sich organisiert, profitiert“, fasst es Grimm-Benne zusammen.