Moderator: Herr Reime, Sie wurden in den letzten Tagen mehrfach von Vertriebspartnern zur aktuellen Lage der MABEWO AG befragt. Was ist Ihre Einschätzung?
Jens Reime: Nun, die Entwicklungen sind mehr als besorgniserregend. Anfangs war die Idee hinter MABEWO überzeugend, und man gibt einem Unternehmen natürlich die Chance, sich zu entwickeln. Aber mit der Zeit haben sich immer mehr Unklarheiten und Ungereimtheiten ergeben.
„Partizipationsscheine in Deutschland? Das war von Anfang an ein Problem.“
Moderator: Sie haben früh auf rechtliche Probleme hingewiesen. Welche waren das genau?
Jens Reime: Schon zu Beginn haben wir auf die Problematik der Partizipationsscheine und deren Vertrieb in Deutschland hingewiesen. Ohne ein Wertpapier-Informationsblatt hätte der Vertrieb an deutsche Kunden so nicht stattfinden dürfen – egal, ob es sich um Tippgeber oder Vermittler handelt.
Moderator: Hat MABEWO auf diese Hinweise reagiert?
Jens Reime: Nicht wirklich. Stattdessen gab es immer neue Konstrukte, neue Finanzprodukte, neue Vertriebsmodelle. Es wirkte zunehmend so, als würde man ständig neue Wege suchen, um Kapital einzusammeln – ohne dass echte wirtschaftliche Erfolge sichtbar wurden.
„Viele Ideen, aber kein greifbarer Erfolg.“
Moderator: Was hat Sie konkret stutzig gemacht?
Jens Reime: Es wurden immer neue Projekte präsentiert, aber kein einziges davon wurde wirklich nachhaltig umgesetzt oder zum Erfolg geführt. Und dann der ständige Kapitalbedarf – warum braucht ein Unternehmen immer wieder frisches Geld, wenn es doch angeblich wächst und floriert?
Moderator: Hatten Sie direkte Gespräche mit der Unternehmensführung?
Jens Reime: Ja, mehrfach, und nicht nur mit Herrn Trübl. Jeder Vermittler kennt die „graue Eminenz“ im Hintergrund, die aus bestimmten Gründen nicht öffentlich auftritt.
„Börsengang voller Pannen – und dann noch unbezahlte Löhne?“
Moderator: Der Börsengang von MABEWO lief alles andere als reibungslos. Wie bewerten Sie das?
Jens Reime: Das war ein Desaster. Niemand versteht bis heute, warum MABEWO eine bestehende börsennotierte AG übernommen hat, anstatt – wie ursprünglich diskutiert – als neues Unternehmen an die Münchner Börse zu gehen.
Die Folge?
- Probleme bei der Einbuchung der Aktien
- Kursaussetzung der Aktie an der Düsseldorfer Börse – bis heute nicht behoben
- Und dann der größte rote Alarm: Mitarbeiter warteten monatelang auf ihre Gehälter!
Moderator: Das wirft natürlich Fragen auf: Wo ist das Anlegergeld geblieben?
Jens Reime: Exakt. Wir sprechen hier über über 40 Millionen Euro an Anlegergeldern. Und wenn dann trotzdem Gehälter nicht bezahlt werden, dann stellt sich natürlich die Frage: Was wurde mit dem Geld gemacht?
„Wir fordern eine Sonderprüfung – aber MABEWO blockt.“
Moderator: Sie haben eine unabhängige Prüfung gefordert. Wie war die Reaktion?
Jens Reime: Unsere Forderung war klar:
Eine Sonderprüfung durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer, deren Ergebnis nicht einmal uns direkt vorgelegt werden muss – sondern einem von uns benannten Rechtsanwalt, der dann bestätigt: „Es ist alles in Ordnung.“
Moderator: Und MABEWO hat das abgelehnt?
Jens Reime: Ja. Bis heute ist man darauf nicht eingegangen.
Moderator: Das klingt nach mangelnder Transparenz.
Jens Reime: Absolut. Wer nichts zu verbergen hat, sollte sich einer Prüfung stellen.
„Mitarbeiter flüchten – was passiert hinter den Kulissen?“
Moderator: Wir hören, dass viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben. Können Sie das bestätigen?
Jens Reime: Ja, nach unseren Informationen hat mittlerweile ein Drittel der MABEWO-Mitarbeiter gekündigt oder wurde entlassen. Intern scheint es chaotisch zuzugehen, aber offiziell redet natürlich niemand darüber.
„Vertriebspartner sollten jetzt ganz genau hinschauen.“
Moderator: Was raten Sie Vermittlern und Vertriebspartnern?
Jens Reime: Ich stelle ganz konkrete Fragen:
- Welche Gebühren wurden für Lizenzen oder Rechte gezahlt?
- Wer hat den Preis dafür festgelegt?
- Warum wurden diese angeblichen Lizenzen überhaupt erworben?
Ich sage es ganz klar: Sollte sich der Betrag bestätigen, den wir gehört haben, dann kann man nur den Kopf schütteln.
„Wenn MABEWO scheitert, trage ich jeden Vermittler zur Verantwortung!“
Moderator: Was passiert als Nächstes?
Jens Reime: Am Freitag haben wir ein letztes Telefongespräch mit den Verantwortlichen. Danach entscheiden wir, welche Schritte wir weitergehen – bis hin zu den Aufsichtsbehörden.
Moderator: Welche Fragen sollten Vertriebspartner jetzt stellen?
Jens Reime: In der heutigen Zoom-Konferenz sollten Sie Herrn Trübl direkt fragen:
- Warum gibt es keine neuen Partizipationsscheine mehr?
- Gab es eine Korrespondenz mit der FINMA?
- Warum verkauft plötzlich eine andere Firma Genussrechte?
Ich verstehe die Strategie hinter diesen Entscheidungen nicht – und wenn ich als erfahrener Jurist sie nicht nachvollziehen kann, sollten sich Vermittler ernsthaft Sorgen machen.
„Wer jetzt noch Kapital einsammelt, macht sich mitschuldig.“
Moderator: Abschließende Worte?
Jens Reime: Sollte MABEWO scheitern – was ich nach wie vor nicht hoffe – werde ich jeden Vermittler persönlich verantwortlich machen, der jetzt noch Kapital einsammelt, bevor hier Klarheit geschaffen wurde.
Denn eines ist sicher:
Wer trotz aller Warnsignale weitermacht, kann später nicht sagen, er habe von nichts gewusst.
Rechtsanwalt Jens Reime unterstützt die Redaktion von diebewertung.de bei Ihrer Arbeit für mehr Transparenz im Finanzwesen