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Afrikanische Schweinepest und Zoonosen im Fokus: „Verantwortung für die Gesundheit von Mensch und Tier übernehmen“

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„Als Bundesland mit einer starken Tierhaltung, haben wir die Verantwortung, alles für die Gesundheit von Mensch und Tier zu unternehmen. Das Symposium bietet ein exzellentes Forum, damit internationale Fachleute zusammenkommen, um praktikable und akzeptable Lösungen zu diskutieren“, sagte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast heute anlässlich der Eröffnung des 3. Niedersächsischen Tiergesundheitssymposiums im Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg. Dieses zweitägige Symposium ist vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) gemeinsam mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz organisiert worden. Referenten aus Deutschland, Belgien und Litauen – Experten aus Wissenschaft sowie Landes- und Bundesbehörden – halten insgesamt zehn Vorträge zu Themen der Tiergesundheit und der Tierseuchen. Exkursionen in Betrieben runden das Programm ab. 120 Teilnehmer sind gekommen. „Das Ziel der Fachtagung ist die Diskussion und die Umsetzung neuer Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis für die Weiterentwicklung der Tiergesundheit und des Tierseuchenkrisenmanagements“, so Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des LAVES.

Niedersachsen gehört mit seinen hohen Tierzahlen zu den tierdichtesten Regionen in Deutschland: Bundesweit werden 26 Millionen Schweine in insgesamt 21.600 Betrieben gehalten – davon allein ein Drittel in Niedersachsen: 8,25 Millionen Schweine in 5.400 Betrieben. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) stellt sich als eine existenzielle Bedrohung für diese Bestände dar. Ein Grund, die ASP in Vorträgen und Exkursionen genauer zu beleuchten: Erfahrungsberichte aus Litauen und Belgien sowie Vorträge zu aktuellen Erkenntnissen der Früherkennung und Bekämpfung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden unter anderem die vektorübertragenen Erkrankungen – Vektoren wie Mücken oder Zecken, die Krankheitserreger unter den Tieren oder zwischen Tier und Mensch übertragen können. Dies wird in Vorträgen, wie „Zoonosenforschung im LAVES Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover“ oder „Usutu- und West-Nil-Virus: Zirkulation von zoonotischen Krankheitserregern in Zentraleuropa“, vorgestellt.

„Es ist für die Experten keine Frage, ob ASP nach Deutschland kommt, sondern wann sie kommt. Das Hauptaugenmerk liegt in der Vorbereitung auf einen möglichen Ausbruch bei Wildschweinen in Deutschland sowie dem Schutz der Hausschweinebestände“, sagt Haunhorst. Die ASP ist eine schwere Virusinfektion, woran ausschließlich Schweine (Haus- und Wildschweine) erkranken. Diese Erkrankung verläuft für das Schwein so gut wie immer tödlich. Menschen können sich mit dem ASP-Virus nicht infizieren, andere Tiere ebenfalls nicht. Die ASP ist in Deutschland bisher noch nicht aufgetreten. Eine Einschleppung der ASP würde neben den schweren Auswirkungen für die Tiere auch erhebliche wirtschaftliche Folgen mit sich bringen.

Die ASP breitet sich in den Wildschweinbeständen vieler Länder und Regionen Osteuropas weiter aus. In Westeuropa ist Belgien betroffen. Auch wurden Hausschweinebestände mit ASP infiziert, wie beispielsweise in Polen und Bulgarien. Die ASP hat in Asien innerhalb eines Jahres weite Teile Chinas und zahlreiche Nachbarländer erfasst. Seit 1978 ist das ASP-Virus auf der italienischen Insel Sardinien aktiv, die Seuche konnte dort bisher lokal begrenzt werden. Nur in Tschechien ist es bisher gelungen die ASP erfolgreich zu bekämpfen. Der Ausbruch im Wildschweinbestand konnte bekämpft werden und hat sich nicht auf die Hausschweinpopulation übertragen. Tschechien gilt seit Februar 2019 gemäß der EU-Regularien wieder als frei von ASP.

Hoher Praxisbezug: Exkursionen, die im Rahmen des Symposiums angeboten werden, führen unter anderem zu einem Schlachtbetrieb für Schweine und zu einem Schweine haltenden Betrieb. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Krisenprävention. Und für Schweine haltende Betriebe ist die Biosicherheit maßgeblich; die Hygienemaßnahmen im Stall sind das A&O. „Gerade bei Afrikanischer Schweinepest ist dies oberste Priorität. Wenn die Krankheit in einem Bestand ausbrechen sollte, wird das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Unachtsamkeit in den Stall hereingetragen worden sein“, sagt Haunhorst.

Zoonosen im Fokus: Die Tularämie ist eine hochansteckende Zoonose, also eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankung. Erst im Jahre 2005 rückte die Tularämie in Deutschland wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Nach einer Treibjagd in Hessen litten einige Teilnehmer an hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie vereinzelt Lymphknotenschwellungen. Die erkrankten Jäger hatten sich beim Abhäuten und Zerlegen der Hasen infiziert. Was zunächst wie eine Grippe aussah, erwies sich nach den medizinischen Untersuchungen als Tularämie. Der Erreger kann sich insbesondere durch unmittelbaren Kontakt mit einem infizierten Tier übertragen.

Da das Vorkommen von Tularämie in Niedersachsen bis dahin unbekannt war, hat das LAVES in seinem Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/ Hannover (LVI), Standort Hannover, zusammen mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein Untersuchungsprojekt gestartet. In den Jahren 2007 bis 2015 wurden mehr als 2.500 Feldhasen und 65 Wildkaninchen untersucht. Bei 51 Feldhasen und einem Kaninchen wurde der Tularämieerreger nachgewiesen.

„Die Zoonosenforschung ist ein wichtiger Schwerpunkt im LVI Hannover und trägt maßgeblich zur Gesunderhaltung von Mensch und Tier bei. Durch Klimawandel und zunehmendem internationalen Personen- und Warenverkehr werden sich bisher seltene oder nicht in Deutschland vorkommende Erreger mit zoonotischem Potential weiter ausbreiten. Es erfordert eine ausreichende Vorbereitung („preparedness“), um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken“, so Prof. Dr. Martin Runge, Abteilungsleiter im LVI Hannover. Durch interdisziplinäre Kooperationen würden nachhaltige Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt. Kooperationspartner sind Vertreter von Bundesinstitutionen und Universitäten, wie beispielsweise dem Friedrich-Loeffler-Institut, Julius-Kühn-Institut, Bundesamt für Risikobewertung, die Universität Leipzig oder die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dabei sei entscheidend, dass die entwickelten Maßnahmen und Strategien an die öffentlichen Gesundheitsdienste und an die Human- und Veterinärmedizin weitergetragen würden. Denn die Aufklärung der betroffenen Risikogruppen sowie die der breiten Bevölkerung seien für die erfolgreiche Umsetzung von besonderer Bedeutung, so Runge weiter.

Das Tiergesundheitssymposium dient amtlichen und praktizierenden Tierärzten sowie Multiplikatoren aus Landwirtschaft und Gesundheit als Fortbildungsveranstaltung und als Erfahrungsaustausch. „Durch die Kombination von Vorträgen und Betriebsbesichtigungen sollen Theorie und Praxis der Tiergesundheitsförderung und des Tierseuchenkrisenmanagements nutzbringend miteinander verbunden werden. Dies gilt neben dem Bereich der „klassischen“ Nutztierhaltung von Rind, Schwein und Geflügel auch für „exotische“, aber nicht weniger wichtigen Bereichen wie die Fisch- und die Bienenzucht.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite: www.laves.niedersachsen.de.

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