Die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit Margit Haupt-Koopmann und Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Arbeitsminister Harry Glawe haben gemeinsam Bilanz zum Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2019 gezogen. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv. Nach den bereits sehr guten Vorjahren erreichten wir in den einzelnen Monaten dieses Jahres regelmäßig die niedrigsten Werte seit der Wiedervereinigung bei der Zahl der Arbeitslosen und bei der Arbeitslosenquote. Damit war die Entwicklung noch besser als in 2018. Für mich ist es wichtig, dass wir in allen Landkreisen und kreisfreien Städten eine gute Entwicklung im Land vorantreiben. Schwerpunkt ist der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Wir müssen gemeinsam alle Möglichkeiten nutzen, um Arbeits- und Fachkräfte für die hiesige Wirtschaft zu gewinnen“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe anlässlich einer Landespressekonferenz am Montag in Schwerin.
Haupt-Koopmann illustrierte den kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosigkeit anhand eines Vergleichs der November-Daten. „Im November 2004 – in diesem Jahr gab es den höchsten November-Wert – lag die Zahl der Arbeitslosen bei 181.900, die Quote betrug 20,4 Prozent. Kürzlich konnten wir für den November 2019 55.100 Arbeitslose und eine Quote von 6,7 Prozent melden – der niedrigste November-Wert seit der Wiedervereinigung.“ Sie unterstrich darüber hinaus: „Ohne den Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen und ohne die hohe Arbeitskräftenachfrage wäre dieser Abbau nicht möglich gewesen. So wurden – um einen Wert zu nennen – den gemeinsamen Arbeitgeberservice-Teams der Arbeitsagenturen und Jobcenter im Jahr 2019 (Januar bis November) bisher 47.900 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Das sind 1.100 oder 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.“
Rückgang der Arbeitslosigkeit um 10 Prozent im Jahresverlauf
Im Jahresverlauf 2019 war bisher ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um etwa 10,0 Prozent zu verzeichnen. Im Jahresdurchschnitt sind bei der Bundesagentur für Arbeit rund 58.500 Arbeitslose gemeldet. Das entspricht etwa 6.500 Arbeitslose weniger als im Vorjahr. „Das ist für jeden Einzelnen noch eine schwierige und belastende Situation. Jeder Arbeitslose ist einer zu viel bei uns im Land. Deshalb arbeiten wir weiter am Abbau der Arbeitslosigkeit. Besonders erfreulich ist, dass es vor allem auch Erfolge bei denjenigen gibt, die lange Zeit eher geringe Erfolge bei der Integration in den Arbeitsmarkt erzielt haben“, so Glawe weiter.
Schwerpunkt bleibt Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit
Im November waren 18.700 Personen langzeitarbeitslos. Das sind 2.600 weniger als im Vorjahresmonat. Der jahresdurchschnittliche Bestand an langzeitarbeitslosen Personen im bisherigen Jahresverlauf sank um 12,3 Prozent. Das entspricht etwa 2.800 Personen. „Fortsetzen werden wir auch 2020 die Förderung der Integrationsprojekte, welche Langzeitarbeitslosen und von Langzeitarbeitslosigkeit Bedrohten mit besonderen Vermittlungshemmnissen den Zugang in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen“, sagte Glawe. Seit 2015 wurden im Rahmen der aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanzierten Integrationsprojekte insgesamt 21 Millionen Euro für etwa 12.300 Teilnehmende aufgewendet, mehr als 3.000 Personen konnten erfolgreich in Arbeit oder Ausbildung gebracht werden.
Margit Haupt-Koopmann hob hervor: „Zwar geht die Langzeitarbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern zurück, doch noch immer gehört mehr als ein Drittel aller Arbeitslosen zu dieser Gruppe. Erfreulich ist, dass wir auf der Basis des Anfang 2019 in Kraft getretenen ‚Teilhabechancengesetzes‘ sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse für Langzeitarbeitslose und Langzeitleistungsbezieher fördern können. Für insgesamt über Tausend Frauen und Männer konnte so – bis November – die Rückkehr ins Arbeitsleben ermöglicht werden. Im Rahmen dieses Gesetzes sprechen wir insbesondere langzeitarbeitslose Eltern und Alleinerziehende an, damit deren Kinder erleben, wie ihre Eltern zur Arbeit gehen und sie somit zu Vorbildern werden.“
Qualifizierung ist unverzichtbar
Margit Haupt-Koopmann betonte darüber hinaus: „Qualifizierung bleibt eine Schwerpunktaufgabe der Arbeitsagenturen und Jobcenter in Mecklenburg-Vorpommern auch im Jahr 2020. Denn wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Strukturwandel – Stichwort: Digitalisierung – und die damit verbundenen Herausforderungen aktiv zu begleiten. Besonders wichtig ist für uns dabei: Wir investieren in die Qualifizierung von Beschäftigen und Arbeitslosen, um alle Potenziale zu heben und zu entwickeln.“
Unterstützung für Unternehmen bei nachhaltiger Integration in den Arbeitsmarkt
„Wir unterstützen weiter Unternehmen bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfes oder Regionen bei der Verbesserung ihrer Attraktivität für Zuziehende und Beschäftigte mit Strukturentwicklungsmaßnahmen, um so die Anpassungsfähigkeit der Region zu stärken und neue Dauerarbeitsplätze zu schaffen bzw. vorhandene zu sichern. Damit kann dem demografischen Wandel im Land entgegengewirkt und eine weitere Abwanderung von Fachkräften und deren Familien verhindert werden“, erläuterte Wirtschaftsminister Glawe. Den Regionalbeiräten stehen in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 insgesamt 11 Millionen Euro zur Unterstützung solcher Projekte zur Verfügung. Bisher konnten aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie mit Mitteln aus der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in dieser Förderperiode ca. 70 Projekte zur Fachkräftesicherung gefördert werden.
Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten nutzen
Der Landesteil „Vorpommern“ hat sich in Bezug auf den Abbau der Arbeitslosigkeit leicht günstiger als „Mecklenburg“ entwickelt. So lag die Arbeitslosenquote in „Vorpommern“ im November 2019 um 0,7 Prozent-Punkte unter dem Vorjahreswert, „Mecklenburg“ verzeichnete mit 0,5 Prozent-Punkten einen leicht geringeren Rückgang. „Die Maßnahmen des Landes zu einer gleichwertigen Entwicklung entfalten ihre Wirkung. Es gibt eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitgeber und zukünftige Arbeitnehmer, die regionalspezifisch ausgerichtet sind. Entscheidend ist, dass diese bestmöglich genutzt werden, um in eine langfristig existenzsichernde und nachhaltige Erwerbstätigkeit zu kommen“, betonte Wirtschaftsminister Glawe.
Regionalspezifische Ausrichtung der Budgets
Der Wirtschafts- und Arbeitsminister machte auf die Aufstockung der Mittel der Regionalbeiräte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) um vier Millionen Euro aufmerksam. Mit diesen Mitteln wurden die beiden Förderinstrumente „Strukturentwicklungsmaßnamen“ sowie „Integrationsprojekte“ aufgestockt. Darüber hinaus sind bei den Regionalbeiräten aus der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) so genannte Regionalbudgets geschaffen. Je Beirat und Jahr wurden 300.000 Euro zunächst über drei Jahre zur Verfügung gestellt. Dies werden insgesamt 3,6 Millionen Euro sein. „Mit diesen Geldern tragen wir zur Mobilisierung und Stärkung regionaler Wachstumspotenziale bei, verstärken Maßnahmen im Regionalmarketing oder auch zur Verbesserung der Fachkräfteversorgung“, sagte Glawe. Beispielhaft sind die sechs Welcome-Center (Wismar, Grevesmühlen, Rostock, Greifswald, Stralsund, Pasewalk) im Land oder die Ausbildungskampagne „Das Beste am Handwerk“.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt ab März 2020 in Kraft
Ein weiterer Grund der positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ist auch die Zunahme saisonübergreifender Beschäftigung im Tourismus. „Es ist erkennbar, dass Arbeitgeber bei den aktuellen Fachkräfteengpässen ihre Fachkräfte möglichst auch außerhalb der Saison behalten. Das ist gut so, denn es besteht immer die Gefahr, dass Fachkräfte die einmal weg sind, in der nächsten Saison nicht mehr wiederkommen. Fachkräftesicherung und -gewinnung bleiben elementare Herausforderungen“, so Glawe weiter. Ab dem 01. März 2020 tritt das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft. „Wir stehen dabei im nationalen sowie auch im internationalen Wettbewerb bei der Gewinnung von Fachkräften. Einen riesigen Ansturm nach Mecklenburg-Vorpommern wird es ab März nicht geben. Im Fokus steht die Gewinnung von Fachkräften und nicht von ungelernten Arbeitskräften. Darüber hinaus sind trotz aller Erleichterungen bestimmte Ansprüche wie zum Beispiel ausreichende Deutschkenntnisse und eine gleichwertige Qualifikation zu erfüllen. Nicht zuletzt müssen die Arbeitsbedingungen im bundesweiten Vergleich stimmen, um Interessierte aus sogenannten Drittstaaten zu uns an die Küste zu holen“, machte Arbeitsminister Glawe deutlich.
Auch im Jahr 2020 unterstützt das Land die Jobcenter durch die Finanzierung von Joblotsen speziell bei der Betreuung von Geflüchteten. Weiterhin wird mit dem Health-and-Care Office (HCO) mit Standorten in Neubrandenburg, Greifswald und Schwerin die berufliche Integration von Geflüchteten in Gesundheitsberufen gefördert. Letztlich werden 2020 auch die Integrationsfachdienste Migration (IFDM) mit ihren Zentralen in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg vom Land geförderte Anlaufstellen für Migranten und Migrantinnen bei allen Fragen rund um den Beruf sein.
Prognose für 2020 – Weiterer Rückgang erwartet
Wirtschaft und Arbeitsmarkt hängen untrennbar miteinander zusammen. „Wir erwarten im Jahr 2020 bei der Arbeitslosigkeit einen Rückgang von 5 bis 6 Prozent. Auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit gehen wir von einem weiteren Rückgang aus“, sagte Arbeitsminister Glawe. Nach einem Anstieg der Erwerbstätigkeit in den Vorjahren ist für 2019 ein Beschäftigungsaufbau von etwa 0,5 Prozent auf rund 580.000 Beschäftigte zu erwarten. „Angesichts der demografischen Entwicklung und des kleiner werdenden Personenkreises von Erwerbsfähigen wird dies jedoch schon ab 2020 eine Herausforderung für alle Akteure“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Arbeitsminister Harry Glawe abschließend.