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Bruttoinlandsprodukt des Saarlandes im 1. Halbjahr 2019 real um 0,4 Prozent gesunken (SL)

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Die saarländische Wirtschaft hat in diesem Jahr deutlich an Schwung verloren. Wie das Statistische Amt des Saarlandes mitteilt, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Maßstab der gesamtwirtschaftlichen Leistung im ersten Halbjahr 2019 nominal um 1,4 Prozent. Preisbereinigt bedeutet das einen realen Rückgang von 0,4 Prozent.

Damit verlief die Konjunktur im Saarland ungünstiger als in den meisten anderen Bundesländern. Für Deutschland insgesamt wurde die Wirtschaftsentwicklung des ersten Halbjahres nominal auf plus 2,4 Prozent beziffert, real auf plus 0,4 Prozent.

Dies sind erste vorläufige Ergebnisse nach Auswertung der aktuellen Wirtschaftsstatistiken durch den Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, dem alle Statistischen Landesämter angehören. Für solche kurzfristigen Berechnungen ist die Datenbasis jedoch sehr begrenzt, weshalb die Aussagekraft der Zahlen noch stark eingeschränkt ist.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Saarlandes wurde im ersten Halbjahr 2019 weiterhin von Sondereinflüssen bestimmt, die vor allem die Schlüsselbranchen der Saarindustrie betrafen. Die heimische Automobilindustrie („Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“) meldete Produktions- und Absatzeinbußen, die sich auf den gesamten Konjunkturverlauf des Landes auswirkten. In diesem größten Industriezweig sind die Umsätze der ersten sechs Monate um 1,0 Prozent geschrumpft. Dabei ging vor allem die Auslandsnachfrage stark zurück (- 4,2 %), während der inländische Absatz (+ 3,0 %) noch zulegen konnte. Parallel dazu fiel die Produktion um 4,8 Prozent niedriger aus als zur Vorjahreszeit. Inwieweit mögliche Auswirkungen des „Brexit“ oder der Dieselproblematik hierbei mitspielen, kann aus diesen Zahlen nicht abgelesen werden. Auch die Auftragseingänge blieben mit minus 5,2 Prozent hinter den Erwartungen zurück, wobei die ausländischen Bestellungen um 18,3 Prozent drastisch eingebrochen sind. Hoffnung verspricht jedoch die inländische Nachfrage, die bis zum Juni ein kräftiges Plus von 15,4 Prozent verzeichnete.
Ebenfalls unbefriedigende Halbjahresergebnisse werden aus den beiden anderen großen Industriezweigen gemeldet: Im Maschinenbau haben die Auftragseingänge um 7,6 Prozent abgenommen, die Produktion fiel um 6,3 Prozent und der Umsatz um 3,2 Prozent. Bei der saarländischen Stahlindustrie („Metallerzeugung und -bearbeitung“) hat sich die Auftragslage noch deutlicher verschlechtert: Über ein Fünftel der Bestellungen sind weggebrochen, gleichermaßen aus dem Inland wie auch aus dem Ausland. Die Umsätze (- 3,2 %) und die Produktionsleistung (+ 0,4 %) bilden diesen heftigen Nachfragerückgang bisher aber noch nicht ab.Diese drei großen Industriezweige erbringen im Saarland fast drei Viertel des Gesamtumsatzes im Verarbeitenden Gewerbe, der sich im ersten Halbjahr 2019 auf 13,8 Mrd. Euro belief. Das waren 1,9 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr, wobei das Inlandsgeschäft mit minus 1,5 Prozent etwas weniger litt als die Exporte (  2,4 %). Die Exportquote der Industrie verringerte sich damit auf 50,9 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe seinerseits hat im Saarland, gemessen an der Bruttowertschöpfung, wegen seiner traditionell hohen Industriedichte einen größeren Anteil an der Gesamtwirtschaft, als dies in den meisten anderen Bundesländern der Fall ist. Gepaart mit der hohen Exportabhängigkeit des Saarlandes fielen die Rückschläge hierzulande demnach deutlich stärker aus als im Bundesdurchschnitt.

Auch außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes, vor allem in den vielfältigen Bereichen des Dienstleistungssektors, konnte die Saarwirtschaft oft nicht Schritt halten mit der bundesweiten Entwicklung. Dies gilt z. B. für den Handel und das Gastgewerbe, das Kredit- und Versicherungswesen sowie öffentliche Dienstleistungen, wo das Saarland zum Teil große Mühe hatte, dem Bundestrend folgen zu können. Konjunkturelle Lichtblicke sind allerdings die Bauwirtschaft, das Handwerk sowie der Arbeitsmarkt, der im Saarland nach wie vor von hoher Erwerbstätigkeit und niedriger Arbeitslosigkeit geprägt ist.

Der Außenhandel der Saarwirtschaft ist im ersten Halbjahr lediglich auf der Einfuhrseite gewachsen. Dabei stiegen die Importe um 7,2 Prozent auf knapp 8,0 Mrd. Euro, während die Exporte um weitere 2,2 Prozent auf 7,96 Mrd. Euro zurückgingen. Ursächlich dafür dürfte, wie eingangs geschildert, zu einem großen Teil die unbefriedigende Lage in der Automobilindustrie sein, die besonders stark exportorientiert ist. Es deutet sich an, dass die Exporte des Saarlandes in diesem Jahr erstmals seit über 20 Jahren wieder geringer sein werden als die Importe.

Insgesamt erbringt der Dienstleistungssektor rund zwei Drittel der heimischen Wertschöpfung. Damit wird verständlich, dass der Konjunkturverlauf des Saarlandes auch deshalb hinter der Bundesentwicklung zurückblieb.

Weitere Daten zur konjunkturellen Entwicklung im Saarland finden sich im Internetangebot des Statistischen Amtes unter www.statistik.saarland.de.
Darüber hinaus stehen die aktuellen Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung in den Bundesländern im Internetangebot des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ unter www.vgrdl.de zur Verfügung.

 

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