Start Allgemeines Der „Uhrdaer Lindenschatz“ (TH)

Der „Uhrdaer Lindenschatz“ (TH)

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Im Döbritscher Pfarrholz, am Südrand des Vollradisrodaer Forstes, befindet sich ein Lindenoval von 16 sog. Kopflinden. Für die rund 250 Jahre alten, in ihrem Bestand gefährdeten Bäume ist die Durchführung von Maßnahmen zu ihrer Erhaltung geplant. Erste Schritte dazu wurden durch den Flächeneigentümer und ThüringenForst in diesem Jahr eingeleitet, 2020 sollen weitere über einen Förderantrag folgen. Das Döbritscher Pfarrholz befindet sich seit dem Mittelalter in beständigem kirchlichen Besitz und steht im Eigentum der Pfarrei Döbritschen, vertreten von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Bei den Bemühungen, das historische Uhrdaer Lindenoval durch geeignete forstliche Maßnahmen zu sichern, stieß die Jägerin Katjana Hesse auf einen unerwarteten Fund. Bei Bodenarbeiten in Vorbereitung einer Abgrenzung des zu sanierenden Waldbereiches entdeckte sie in gut 20 cm Tiefe Münzen aus papierdünnem Blech. Sie unterbrach ihre Arbeit sofort und entnahm die freiliegenden Silberlinge dem Boden. Sie erkannte noch weitere Münzen in einer Konzentration, die sie unangerührt im Boden beließ, und meldete ihre Entdeckung dem zuständigen Thüringer Forstamt Bad Berka.

Über das Forstamt erhielt das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) Kenntnis dieses Fundes. Am Nachmittag des 1. Oktober 2019 wurden in einem Ortstermin zwischen Finderin, EKM, Forstamt und TLDA der Fund und die örtliche Situation beurteilt und die nächsten Schritte zur Sicherung des Fundes festgelegt. Die sachgerechte Ausgrabung wurde für den nächsten Tag vereinbart. Frau Hesse bewachte ihren Fund über Nacht.

Am 2. Oktober 2019 führten Dr. Grasselt, Gebietsreferent für Mittelthüringen am TLDA, und Katjana Hesse die Fundsicherung durch. Der „Uhrdaer Lindenschatz“ besteht aus einem Keramikgefäß, das mit Münzen gefüllt ist. Es war ursprünglich mit einem Stein abgedeckt, den eine Lindenwurzel beiseitegeschoben hatte. Zur Bergung wurde nach wissenschaftlichen Standards ein Ausgrabungsschnitt angelegt und das Vorgehen fotografisch dokumentiert. Das zerbrechliche Gefäß mit den Münzen wurde im Block geborgen, d. h. zusammen mit dem unmittelbar anschließenden Erdreich. Das Umfeld der Fundstelle wurde nach weiteren Objekten abgesucht.

Der Block wurde in die Restaurierungswerkstatt des TLDA nach Weimar gebracht, wo mit seiner Untersuchung und Freilegung begonnen wurde. Röntgenaufnahmen zeigen, dass das Gefäß dicht gepackt mit ca. 200 Münzen ist.

Es konnten bisher 18 der Münzen gereinigt werden. Es handelt sich bei ihnen um sog. Hohlpfennige, die zwischen 17 und 20 mm groß sind und aus 0,3 mm dünnem Silberblech bestehen. Hohlpfennige waren im 14. und 15. Jh. im Umlauf und regionales Zahlungsmittel. Es lassen sich an den Hohlpfennigen aus dem „Uhrdaer Lindenschatz“ bisher die Münzstätten Jena, Schleusingen, Gotha, Naumburg und Saalfeld nachweisen.

Die Arbeiten zur Freilegung der Funde und der Bestimmung der Münzen werden in den nächsten Wochen und Monaten im TLDA Weimar fortgesetzt.

Nur durch das vorbildliche Verhalten der Finderin und das reibungslose Zusammenspiel zwischen ThüringenForst, EKM und TLDA konnte der „Uhrdaer Lindenschatz“ vollständig gesichert und in der Folge nun bestmöglich freigelegt und ausgewertet werden. Eine möglichst schnelle Fundmeldung an das TLDA und eine fachgerechte Bergung sind dabei ausschlaggebend, um einen größtmöglichen Erkenntnisgewinn zu erreichen. Dies ist nicht nur wichtig für die Archäologen – sondern für uns alle, die etwas über das kulturelle Erbe unserer Vorfahren erfahren wollen.

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