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Geruchs-Projekt ODCOM abgeschlossen

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Experten finden keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Luftmesswerten, Geruchsbeschwerden und Gesundheit

Die Konzentrationen der Luftschadstoffe, wie z. B. Schwefeldioxid und Benzol, liegen im Erzgebirge unterhalb der geltenden Grenzwerte. Bei einer Windrichtung aus Südost treten zwar oft höhere Konzentrationen dieser Luftschadstoffe sowie anderer organischer Stoffe auf, allerdings gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen den an einzelnen Tagen gemessenen hohen Konzentrationen und den von der Bevölkerung wahrgenommenen Geruchsbeschwerden. Das ist eines der Ergebnisse des dreijährigen EU-Projektes ODCOM zur Untersuchung von Geruchsbeschwerden und gesundheitlichen Folgen im Erzgebirge, die heute Abend (3. Juni 2019) gemeinsam von den Projektpartnern*) bei einer Informationsveranstaltung für die Bürger in Seiffen (Erzgebirgskreis) vorgestellt wurden.

Im Rahmen des Projektes hat sich kein belastbarer Zusammenhang zwischen den Geruchsbeschwerden und dem statistisch erfassbaren gesundheitlichen Befinden bei den Menschen in der Region herausgestellt. Ein unmittelbarer Zusammenhang von Geruchsbelastung und Verursacher konnte bis auf eine Ausnahme nicht hergestellt werden. Für die Geruchsbeschwerden im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet gibt es eine Vielzahl potentieller Verursacher. Auf tschechischer Seite zählen dazu das nordböhmische Industrierevier mit unter anderem zwei großen Chemiekomplexen, mehreren Kraftwerken sowie die Landwirtschaft und Gebäudeheizungen mit Fest-brennstoffen. Auf deutscher Seite gehören zu den möglichen Quellen zahlreiche Gewerbe-Betriebe, die Landwirtschaft sowie auch hier Gebäudeheizungen mit Fest-brennstoffen.

Von der Bevölkerung im Erzgebirge werden vor allem im Winterhalbjahr Ge-ruchsbelastungen wahrgenommen. In den vergangenen drei Jahren gab es durchschnittlich pro Jahr ca. 400 Einzelbeschwerden an jeweils 120 Tagen. Im Rahmen des Projektes ODCOM wurden diese von den Menschen empfundenen Geruchsbelastungen und deren mögliche gesundheitliche Folgen von Wissenschaftlern und Behörden aus Sachsen und Tschechien analysiert. Das Projekt startete im April 2016 und endet im Juni 2019. Es erfolgte eine detaillierte Dokumentation von Geruchsereignissen und der Luftqualität, die Erprobung neuer bzw. innovativer Mess-technik und eine Datenauswertung hinsichtlich Geruchsepisoden, Luftqualität und to-xischem Risikopotential. Die deutsche und tschechische Bevölkerung war aktiv in das Projekt eingebunden. Im Rahmen von Probandenprogrammen füllten die Teilnehmer (12 deutsche und 14 tschechische Probanden) Fragebögen zu Geruchsereignissen und wahrgenommenen gesundheitlichen Folgen aus, es gab Einzelbefragungen und Gruppendiskussionen. Über die Zwischenergebnisse wurde regelmäßig vor Ort informiert.

Obwohl die Spezialuntersuchungen im Projekt ODCOM jetzt abgeschlossen sind, wird das bestehende Melde- und Auswertesystems weitergeführt; ebenso wie die Zusam-menarbeit mit den tschechischen Behörden. Darüber hinaus gibt es weiterhin einen regelmäßigen Austausch, sowohl in der deutsch-tschechischen Arbeitsgruppe zur Luftreinhaltung als auch in der deutsch-tschechischen Umweltkommission und der sächsisch-tschechischen Arbeitsgruppe Umwelt und Landwirtschaft. Die Standard-messungen und -auswertungen im sächsischen Luftgüte-Messnetz werden ebenfalls fortgeführt.

Hintergrund:

  • ) Projektpartner waren die Technische Universität Dresden (Forschungsverbund Public Health Sachsen, Leitung), das Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geo-logie, das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e.V., das Tschechische Hydro-meteorologische Institut – Zweigstelle Ústí nad Labem, der Bezirk Ústí und das Ge-sundheitsinstitut Ústí nad Labem.

Das Projekt wurde mit 1,6 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union im Ko-operationsprogramm zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwi-schen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik 2014-2020 gefördert.

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