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Insekten schützen – Artenvielfalt erhalten (NW)

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Ministerpräsident Armin Laschet: Der Erhalt biologischer Vielfalt ist für die Landesregierung ein zentrales Thema. Klimawandel ist ein wesentlicher Faktor für den Artenschwund. Auch deswegen ist Klimaschutz eine zentrale gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Natur- und Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Kommunen, Unternehmen, Verbraucherschutz, Wissenschaft und Forschung sind heute der Einladung der Landesregierung zur Tagung „Insekten schützen – Artenvielfalt erhalten“ gefolgt. Auch wenn die Ursachen des Artenschwundes und erforderliche Gegenmaßnahmen teils kontrovers diskutiert wurden, sind sich im Ziel alle einig: Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann der Verlust der Biodiversität gestoppt werden. Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ präsentieren verschiedene Organisationen und Einrichtungen ihre Aktivitäten und Lösungsideen.

Ministerpräsident Armin Laschet und Umweltministerin Ursula Heinen Esser machten in ihren Begrüßungsreden deutlich, dass der Erhalt der Biologischen Vielfalt eine zentrale Aufgabe menschlicher Daseinsvorsorge und Kernanliegen der Landesregierung ist.

Ministerpräsident Laschet: „Der Erhalt biologischer Vielfalt ist für die Landesregierung ein zentrales Thema. Der Klimawandel ist ein wesentlicher Faktor für den Artenschwund. Auch deswegen ist Klimaschutz eine zentrale gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Nordrhein-Westfalen steht zum Klimaschutzabkommen von Paris und wird seine Klimaschutzziele für 2020 erfüllen. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle und den verabschiedeten Eckpunkten der Kommission ‚Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung‘ gehen wir noch weiter – als Vorreiter für Deutschland.“

Der Ministerpräsident weiter: „Umwelt- und Klimaschutz sind eine ökologische Notwendigkeit, um die Lebensgrundlagen auch für unsere Kinder und Enkelkinder zu erhalten und bieten wirtschaftliche Chancen für das Industrieland Nordrhein-Westfalen als Innovationstreiber, zum Beispiel auf den Feldern der Elektromobilität oder bei der klimaneutralen Herstellung von Stahl. Unser Anspruch ist es, als Vorreiterland in Deutschland zu zeigen, dass erfolgreicher Klimaschutz und ein starker Wirtschaftsstandort so verbunden werden können, dass wir überzeugende und nachhaltige Antworten auf die Herausforderungen der Energiewende und des Klimawandels geben können.“

Der Verlust unserer biologischen Vielfalt zehrt am Naturkapital unseres Planeten. „Zusammen mit den Folgen des Klimawandels stellt der Verlust der biologischen Vielfalt die gegenwärtig größte ökologische, aber auch ökonomische Bedrohung dar. Selbst in Naturschutzgebieten ist das Insektensterben zu beobachten. Wir müssen das Ausmaß und die Geschwindigkeit des globalen Artensterbens stoppen und alles dafür tun, unseren Artenschatz den nachfolgenden Generationen zu vererben“, sagte Umweltministerin Heinen-Esser.

Ungefähr 70 Prozent aller Tierarten in Deutschland sind Insekten. Allein in Nordrhein-Westfalen leben rund 25.000 Insektenarten. Aber die aktuellen Ergebnisse des globalen Biodiversitäts-Checks, die der Weltbiodiversitätsrat Anfang Mai vorgelegt hat, sind beängstigend. Demnach war das Ausmaß des Artensterbens in der Geschichte der Menschheit noch nie so groß wie heute, zudem nimmt die Aussterberate weiter zu.

Und die Gründe für den Artenschwund sind vielfältig. Zu den bekannten Ursachen gehören der Verlust von Lebensräumen durch intensive Flächennutzung infolge von Bebauung, Land- und Forstwirtschaft, Änderungen des Nährstoff- und Wasserhaushalts sowie Bodenschatzgewinnung. Ein weiterer maßgeblicher Treiber ist der Klimawandel. Hinzu kommen weitere menschgemachte Gründe wie die Ausbreitung steriler insektenfeindlicher Stein- und Schottergärten oder eine zunehmende Lichtverschmutzung.

Dort wo die Ursachen bekannt sind, hat die Landesregierung bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Abnahme der biologischen Vielfalt abzubremsen. Das Landesnaturschutzgesetz und die Biodiversitätsstrategie NRW formulieren Maßnahmen auf der gesamten Landesfläche. Diese gilt es weiter zu optimieren. Hinzu kommen bundesweit wegweisende Förderprogramme, wie etwa die landesweit 40 Biologischen Stationen, die Natur- und Umweltschutzakademie (NUA), die jedes Jahr mehr als 200 Veranstaltungen durchführt, die Einrichtung von 14 Leitbetrieben Biodiversität, insbesondere aber auch die Förderung von Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutz-Maßnahmen. 2018 beantragten über 10.500 Betriebe in NRW eine Förderung für die Umsetzung einer oder mehrerer Agrarumweltmaßnahmen auf über 220.000 Hektar.

„Die erfolgreichen Maßnahmen und Initiativen sind für uns Ansporn, sie stetig fortzuentwickeln. Aber wir können und müssen uns auch in Nordrhein-Westfalen noch besser aufstellen, um die erforderlichen Maßnahmen gegen das Insektensterben gemeinschaftlich umzusetzen“, sagte Heinen-Esser. Die Konferenz diene als Auftakt für eine Verstetigung des Dialogs und zur Intensivierung der Aktivitäten.

Weitere Formate und Initiativen laufen bereits oder sind geplant:

Ende 2019/ Anfang 2020 veranstaltet die NUA im Auftrag des Umweltschutzministeriums Workshops zum Erhalt der Biodiversität zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Kommunen, Unternehmen, Gesellschaft).
Die Landesregierung plant die regelmäßige Veröffentlichung eines Berichtes an den Landtag „Zur Lage der Natur in Nordrhein-Westfalen“. Dieser soll mindestens einmal je Legislaturperiode vorgelegt werden.
Das befristete Projekt „Leitbetriebe Biodiversität“ wird verlängert. Das Angebot der Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer soll weiter ausgebaut werden. In enger Kooperation mit den Biologischen Stationen wird ein flächendeckendes Angebot in allen Regionen angestrebt.
Das Land prüft die Möglichkeit der Aufnahme einer Selbstverpflichtung bei der Bewirtschaftung staatlicher Flächen, u. a. den Verzicht auf Totalherbizide.

Blühstreifen auf Ackerflächen sollen verstärkt gefördert werden. Ziel ist eine Verdoppelung der heutigen Blüh- und Schonstreifenflächen auf deutlich über 10.000 ha in NRW. Dies würde einem mehr als 20.000 km langem blühendem Band durch Nordrhein-Westfalen entsprechen.

Der Aufbau und die Unterstützung solider Forschung sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die Insektenvielfalt langfristig entwickelt und welche Faktoren am stärksten auf die Insekten wirken. Wichtige Forschungspartner sind der Entomologische Verein Krefeld, die Universität Osnabrück und des Forschungsmuseums Alexander Koenig. Im Jahr 2017 startete das Land als erstes Bundesland eine Langzeitstudie zum Ausmaß des Insektenschwunds.

Darüber hinaus soll die Biodiversitätsstrategie des Landes um einen integrierten Ansatz zur Förderung der Biodiversität in urbanen Räumen erweitert werden. Dies steht in engem Kontext zu den Themenfeldern Klimaanpassung und Grüne Infrastruktur.

„Zwischen dem Klimawandel und der biologischen Vielfalt gibt es eine starke wechselseitige Beziehung. Durch gemeinsames Handeln auf verschiedenen Ebenen können wir dem Klimawandel und dem Artenschwund begegnen. Hier gilt es, Synergien zu nutzen und so insgesamt die Rolle des Natur- und Umweltschutzes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu stärken „, sagte Umweltministerin Heinen-Esser.

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