Thüringens Verbraucherschutzminister Dieter Lauinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) fordert ein Gesetz zur „Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung“ nach französischem Vorbild. „Damit werden alle Supermärkte ab einer bestimmten Fläche dazu verpflichtet, nicht verkaufte Lebensmittel zu spenden, anstatt sie zu entsorgen“, sagte er heute im Landtag. „Denn jeder Apfel, jedes Ei, jede Scheibe Käse, jedes Brot, welches weggeworfen wird, ist zu viel.“
Der Landtag befasste sich heute auf Antrag der bündnisgrünen Fraktion mit dem Thema. Statistisch gesehen werden die vom 1. Januar eines Jahres bis zum 2. Mai produzierten Lebensmittel weggeworfen. Das sind laut WWF 18 Mio. Tonnen in 122 Tagen, die verschwendet werden. Damit werden bedeutende landwirtschaftliche Flächen umsonst bewirtschaftet. „Wir schaden so dem Klima, der Landwirtschaft, den Menschen in den Städten und Dörfern – schlussendlich, uns allen“, sagte Lauinger. „Doch die Verschwendung von Lebensmitteln hat die breite, öffentliche Diskussion erreicht. Die Menschen sind sensibilisiert und erwarten von der Politik ein aktives Handeln.“ In Thüringen gibt es unter anderem in Erfurt und Jena Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Sogenannte Foodsharing-Stationen oder Tafeln retten Lebensmittel und geben diese an Menschen weiter, die sie benötigen.
Die UNO und die EU wollen die Menge vermeidbarer Abfälle bis 2030 halbieren. Das Thema wurde kürzlich auch auf der Konferenz der Verbraucherschutzministerinnen und -minister diskutiert. „Bislang wird bei der Bekämpfung der Lebensmittel auf Freiwilligkeit gesetzt. Doch ob dies der richtige Ansatz ist, darf bezweifelt werden“, so Lauinger. „Wir brauchen das verbindliche Engagement aller Akteurinnen und Akteure der Wertschöpfungskette und konkrete Beiträge.“ Der Minister bedauert vor diesem Hintergrund, dass der Beschlussvorschlag zur Entkriminalisierung des sogenannten Containerns, des Entwendens von verwertbaren Lebensmitteln aus Abfallcontainern von Lebensmittelmärkten etc., auf der Konferenz der Justizministerinnen und -minister gescheitert ist.
Angesichts fehlender Gesetzesinitiativen auf Bundesebene rät der Minister Verbraucherinnen und Verbrauchern, ihre Einkäufe besser zu planen. „Es geht darum zu prüfen, wie viele Lebensmittel in der aktuellen Lebenssituation tatsächlich benötigt werden“, so Lauinger. Er verweist zudem auf die Informationen der Verbraucherzentrale oder der Plattform „Zu gut für die Tonne“ sowie die Möglichkeit des sogenannten Restekochens. „Damit ist gemeint, Reste so zu lagern, dass diese an den kommenden Tagen noch verbraucht werden können.“