Start Wirtschaft MeLa 2019: Landwirte stellen sich den Herausforderungen des Klimawandels (MV)

MeLa 2019: Landwirte stellen sich den Herausforderungen des Klimawandels (MV)

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Nach drei schwierigen Erntejahren haben die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern wieder Grund zum Aufatmen. „Auch wenn die Erträge in 2019 unter dem langjährigen Mittel liegen, so fallen sie deutlich besser aus als im Vorjahr“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus heute auf der Pressekonferenz anlässlich der Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung, die vom 12. bis 15. September 2019 zum 29. Mal in Mühlengeez stattfindet. Auch die befürchteten Qualitätsverluste durch hohe Temperaturen und wenig Regen seien weitestgehend ausgeblieben.

Ein weiterer Indikator für den Aufwärtstrend sei die zunehmende Investitionstätigkeit vieler Betriebe, so der Minister. In 2019 wurden bereits 112 Förderanträge mit einem Zuschussvolumen von fast 10 Millionen Euro und einem Gesamtinvestitionsvolumen von ca. 33 Millionen Euro bewilligt. Damit konnte das Niveau der Vorjahre schon jetzt übertroffen werden. Investitionen in vollautomatische Melksysteme, Misch- und Fütterungstechnik in den Milchviehbetrieben oder in mobile Hühnerställe in der Geflügelhaltung stehen zudem für den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft und lassen darüber hinaus die erfreuliche Tendenz zu mehr Tierwohl erkennen.

Dennoch müsse sich die Branche und die Gesellschaft insgesamt weiterhin die Frage stellen, wie Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll, mahnte Minister Backhaus. „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die sich der globalen Verantwortung für den Klimaschutz und die Ernährungssicherung einer wachsenden Weltbevölkerung stellt!“, erklärte er. Die Landwirtschaft der Zukunft müsse das Einkommen der Landwirte sichern, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu gefährden. Der Schutz der Ressourcen Wasser, Boden und Luft, aber auch der Erhalt der Artenvielfalt hätten oberste Priorität.

Parallel dazu müsse sich die Landwirtschaft für eintretende Klimaveränderungen wappnen, führte Backhaus aus. „Außerdem müssen wir die Regionalität und das Produktbewusstsein stärken!“, forderte er. Dazu gehöre die Verarbeitung und Veredlung im Land zu halten, regionale Vermarktungsstrukturen aufzubauen, die Position der Produzenten zu stärken, Tierwohlmaßnahmen zu honorieren und Transparenz in der Lebensmittelkennzeichnung zu schaffen.

Dafür aber benötigten die Betriebe dringend Planungs- und Rechtssicherheit. „Für mich ist es deshalb ein mittelschweres Desaster, dass die Verhandlungen für die Mittelfristige Finanzplanung der EU (MFR 2021 – 2027) aktuell nicht vorangehen und ein Ende der Verhandlung auch nicht absehbar ist. Damit bleibt die Ausgestaltung und finanzielle Ausstattung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2020 weiter völlig offen. Vom langfristigen EU-Haushalt wird aber maßgeblich abhängen, was in der Landwirtschaft, im Klima- und Umweltschutz sowie in der Entwicklung der ländlichen Räume künftig erreicht werden kann“, kommentierte er.

Zukunftsfragen rund um das Thema Klima und Landwirtschaft widmet sich die MeLa in diesem Jahr schwerpunktmäßig, unter anderem auf dem vielbeachteten Landesbauerntag am Messefreitag (13.09.). „Fakt ist, Landwirtschaft und Emissionen – das sind zwei Seiten derselben Medaille. Es kommt darauf an, die Auswirkungen auf Umwelt und Klima durch intelligente Wirtschaftsweisen und Technologien so gering wie möglich zu halten“, betonte der Minister.

In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit auf fast 400.000 Hektar Ackerfläche Leistungen für die Umwelt erbracht. Das Engagement der Landwirte reicht vom Anbau vielfältiger Kulturen (141.000 ha), über das Anlegen von Blühstreifen und -flächen (7.800 ha) bis hin zur ökologischen Wirtschaftsweise auf mittlerweile rund 170.000 Hektar Ackerfläche. Damit gehört Mecklenburg-Vorpommern im Öko-Landbau weiterhin zu den Spitzenreitern in Deutschland. Für das Verpflichtungsjahr 2018 haben die hiesigen Landwirte rund 55 Millionen Euro Fördermittel für das Umsetzen von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) erhalten. Das sind 10 Millionen Euro mehr als in den Vorjahren. Das hängt vor allem damit zusammen, dass das Land die Möglichkeit für das Anlegen vom Blühflächen von fünf auf 20 Hektar pro Betrieb erhöht hat. „Der Erfolg unserer AUKM zeigt, in der Branche setzt ein Umdenken ein und die Landwirte haben verstanden, dass sich mit Umweltleistungen auch Geld verdienen lässt“, zeigte sich Backhaus erfreut.

Eine wichtige Stellschraube, wenn es um den Schutz der natürlichen Ressourcen geht, sei in diesem Zusammenhang der integrierte Pflanzenschutz, betonte Backhaus. „Wir produzieren hochwertige Lebensmittel bester Qualität. Und auch Futtermittel haben mittlerweile Lebensmittelstandard. Dies ist auch ein Indikator für den wohldosierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.“ Natürlich seien negative Auswirkungen auf Wasser und Boden unbestreitbar, weswegen politische Zielstellungen darauf ausgerichtet sein müssen, langfristig möglichst natürlich zu produzieren.

Auch der Einsatz von Düngemittel müsse auf das erforderliche Minimum reduziert werden, ergänzte der Minister. Immerhin würden hierzulande rund 18 Prozent der Ackerfläche auf nitratbelasteten Grundwasserkörpern liegen. Die weiteren Verschärfungen des Düngerechts wertete er aus wasserrechtlicher Sicht daher als sinnvoll und zielführend. Man müsse jedoch gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass die hiesigen Betriebe am Markt konkurrenzfähig bleiben. Das erfordere vor allem die deutlich forcierte Weiterentwicklung hin zu umweltschonenden Produktionsweisen. Diese wiederum könne nur durch den verstärkten Einsatz digitaler Technologien maßgeblich vorangebracht werden. Daher mahnte Backhaus erneut den schnellen Breitbandausbau für den gesamten ländlichen Raum an. Digitale Technologien dienen nicht nur der Landwirtschaft. Sie würden ebenso dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen auf dem Land und die Daseinsvorsorge in den Bereichen Mobilität, Nahversorgung, Gesundheit sowie in Kommunikation und kommunalen Diensten, aber auch Kultur, Bildung und dörfliche Gemeinschaft zu verbessern.

„Die MeLa ist Anlaufpunkt für Fachpublikum und viele Verbraucherinnen und Verbrauchern und somit ein hervorragendes Format, um Themen zu platzieren, für die wir uns gemeinsam stark machen müssen“, so Backhaus. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt stellt auf der MeLa die gesellschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft in den Vordergrund. „Deutschland hat mit die jüngsten Landwirte in Europa. Damit das so bleibt, braucht es nicht nur Geld, sondern auch Wertschätzung und Anerkennung für die harte Arbeit in den Betrieben“, so Backhaus. Gleichzeitig werde in Mühlengeez auch in diesem Jahr gezeigt, welchen Beitrag die Landwirtschaft und wir alle leisten können, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern. Am Stand des Ministeriums liegt der Fokus auf dem Wert von Lebensmitteln und beim Insektenschutz.

Im vergangenen Jahr haben fast 72.000 Gästen Menschen die MeLa besucht. Die hohe Besucherzahl ist für Minister Backhaus ein Beleg dafür, dass die Menschen hinter den Landwirten stehen und die Angebote der mehr als 1.050 nationalen und internationalen Aussteller ankommen. Zu den Besuchermagneten werden wieder die Tierschauen und die Präsentation alter Landtechnik gehören. Das Tier der MeLa 2019 ist es das Rheinisch Deutsche Kaltblut – ein kräftiges, breit gebautes Zug- und Arbeitspferd, das inzwischen vom Aussterben bedroht ist.

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