Mit rund 1,1 Millionen Euro zusätzlichen Mitteln im Jahr 2019 fördert das Land im Rahmen der Stärkungsinitiative Kultur den Bereich der Freien Musik. Im Vergleich zu 2017 steigt der jährliche Mehrbetrag 2020 dann auf rund 2,1 Millionen Euro, 2021 auf rund 3,2 Millionen Euro und 2022 schließlich auf 4,5 Millionen Euro. Verschiedene neue Initiativen und Programme bieten Ensembles sowie Einzelmusikerinnen und -musikern in Nordrhein-Westfalen Planungssicherheit, künstlerischen Freiraum und Entwicklungsmöglichkeiten.
„Die Freie Musikszene in Nordrhein-Westfalen ist eine der aktivsten in ganz Deutschland. Die Anzahl der freischaffenden Musikerinnen und Musiker im Land ist fast doppelt so hoch wie die der festangestellten. Sie prägen in allen Genres und auf hohem Niveau das Musikleben im Land. Ziel ist es nun, diese engagierte Arbeit mit Programmen zu würdigen, die Freiräume in künstlerischer und administrativer Hinsicht schaffen“, sagte Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen bei einem Pressegespräch im Europäischen Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik Stadtgarten Köln.
„Die Landesregierung macht Ernst. Mehr und mehr fächert sich nun auf, welches Konzept die Landesregierung im Kulturbereich verfolgt. Es sind wohldurchdachte Initiativen, die auf vorhandene Strukturen aufsetzen und neue Potenziale schaffen. Und das alles mit einer offensichtlich langfristigen Perspektive. Dies zeugt von Respekt vor der Leistung der Kulturschaffenden in Nordrhein-Westfalen und ist die mit Abstand beste Strategie, mit der Kulturhauptstadt Berlin in einen fairen Wettbewerb zu kommen“, sagte Reiner Michalke, Programmchef des Europäischen Zentrums für Jazz und Aktuelle Musik Stadtgarten Köln.
„Wir Musikerinnen und Musiker können es natürlich nur begrüßen, dass die Bedeutung der Freien Szene in unserer Kulturlandschaft erkannt wurde und dass das Land NRW seine Förderung für den Jazz ausdehnt“, sagte die freie Jazzmusikerin Ulla Oster. „Der jetzt neue Aspekt ist die kontinuierlichere Förderung von Ensembles und einzelnen Künstlerinnen und Künstlern – für diese bedeutet das freiere Gestaltungsmöglichkeiten und mehr Planungssicherheit für ein paar Jahre, mehr Zeit für musikalische Arbeit, Forschung und Proben und damit auch mehr künstlerische Qualität. Alle zukünftig Beteiligten stehen vor der Aufgabe, die Formen einer sinn- und wertvollen Förderung konkret auszugestalten – hier können richtungsweisende Modelle entstehen.“
Die in diesem Jahr bereits mit 500.000 Euro dotierte und bis 2022 auf jährlich 2,65 Millionen Euro anwachsende systematische Ensembleförderung Musik stellt einen Paradigmenwechsel in der Förderlandschaft der Freien Musikszene dar: Erstmals können professionelle Ensembles in diesem Jahr bis zum 15. April Anträge auf eine kontinuierliche dreijährige Förderung stellen. Weitere Besonderheit ist dabei, dass die Förderung unabhängig von konkreten Einzelprojekten vergeben wird und nicht nur künstlerische, sondern auch administrative Kosten umfasst. Insbesondere für jüngere Ensembles bietet das Programm wertvolle Starthilfe in einem auch international umkämpften Markt. Förderfähig sind professionelle, bereits in Nordrhein-Westfalen tätige Freie Ensembles aller Musikgenres.
Mit einer Exzellenzförderung Jazz wird ab Sommer 2019 die Karriere vielversprechender, junger Musikerinnen und Musiker im Bereich Jazz und improvisierte Musik unterstützt: Das in Deutschland einzigartige Programm startet in diesem Jahr mit 120.000 Euro für einen ersten Jahrgang von zunächst vier Stipendiatinnen und Stipendiaten. In 2022 stehen insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung, mit denen dann zwölf Stipendien ermöglicht werden. Das auf jeweils dreijährige Stipendien angelegte, jährlich neu ausgeschriebene Programm begleitet die Künstlerinnen und Künstler in der kritischen Phase nach der Ausbildung. Im Zentrum steht die Förderung von Auftrittsmöglichkeiten, Netzwerkbildung und künstlerischer Entwicklung. Die Koordination des Programms erfolgt durch das Europäische Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik Stadtgarten Köln.
Freie Spielstätten sind existentieller Bestandteil der Infrastruktur der Freien Musikszene. Die bereits Ende 2018 um 100.000 Euro auf insgesamt 140.000 Euro aufgestockte Spielstättenprogrammprämie unterstützt freie Einrichtungen, die oft unter großem wirtschaftlichem Druck arbeiten und dabei Auftrittsmöglichkeiten für die Freie Szene gewährleisten. Diese sind insbesondere für Nachwuchsmusikerinnen und -musiker entscheidend, um Netzwerke aufzubauen und Bühnenerfahrungen zu sammeln. Bis 2022 steigen die jährlichen Mittel hierfür auf etwa 200.000 Euro.
Um 400.000 Euro in diesem Jahr, die bis 2022 auf eine Million Euro aufwachsen, erhöht das Land darüber hinaus die Förderung für herausragende Musikfestivals.
Die zusätzlichen Mittel für die Freie Musikszene sind Teil der Stärkungsinitiative Kultur der Landesregierung, die bis 2022 einen um 50 Prozent steigenden Kulturetat vorsieht. Der Etat wächst von 200 auf insgesamt 300 Millionen Euro auf. 2019 stehen insgesamt 245,7 Millionen Euro für die Kultur im Land zur Verfügung.