Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen werden die Mittel ihrer Pensionsfonds künftig nach miteinander abgestimmten nachhaltigen Kriterien anlegen.
Gemeinsam haben sie einen Anbieter mit der Entwicklung von zwei nachhaltigen Aktienindizes beauftragt: einen Aktienindex für die Eurozone, einen für außerhalb der Eurozone. Das Pensionsvermögen der vier Länder wird überwiegend von der Deutschen Bundesbank passiv verwaltet. Die Aktienportfolios haben derzeit ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Milliarden Euro.
Mit der Umstellung werden die Länder ihr Aktienvermögen nur noch in Unternehmen investieren, die in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung auf Basis zahlreicher Kennzahlen zu den am besten bewerteten zählen. Dabei gelten insbesondere internationale Normen und Standards zum Schutz der Umwelt sowie ethische und soziale Kriterien, die von der UN formuliert wurden. Ausgeschlossen sind Geschäftsfelder und Praktiken, die sozialen oder ethischen Grundsätzen widersprechen. Unternehmen, die Atomenergie produzieren, sind im Wesentlichen ausgeschlossen. In einer besonderen Variante werden beide Indizes auch mit einem zusätzlichen Ausschluss der Gewinnung fossiler Brennstoffe („fossil free“) sowie der CO2-intensivsten Unternehmen berechnet.
„Hessen lebt Nachhaltigkeit.“
„Hessen lebt Nachhaltigkeit. Wir sind überzeugt, dass langfristige Wertschöpfung nur in einem wirtschaftlich effizienten, nachhaltig gestalteten globalen Finanzsystem möglich ist. Danach handeln wir und setzen nun als Anleger auch für den Markt erneut ein sichtbares Zeichen. Dass wir dies gemeinsam mit drei weiteren Bundesländern tun können, gibt Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein noch stärkeres Gewicht“, sagte Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer. „Wir setzen damit konsequent unseren Weg fort. Gerade erst ist Hessen als erstes Bundesland mit dem Alterssparbuch Hessen, unserer Versorgungsrücklage, der von den Vereinten Nationen unterstützten Initiative Prinzipien für verantwortliches Investieren beigetreten, den UN Principles for Responsible Investment, kurz UNPRI.“ Hessen investiert bereits seit 2007 nur in nachhaltige Unternehmen – und dies seit 2012 mit einem eigens konstruierten nachhaltigen Aktienindex. Hier stand eine Anpassung an geänderte Nachhaltigkeitsstandards an, die Hessen nun gemeinsam mit den drei anderen Bundesländern vorgenommen hat. Hessen wird damit die Dekarbonisierung seines Aktienportfolios weiter vorantreiben.
In einer länderübergreifenden Initiative vorgegangen
Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen sind in einer länderübergreifenden Initiative gemeinsam vorgegangen und hatten zunächst in einem Kooperationsprojekt zusammen mit der Deutschen Bundesbank begonnen, für einen neuen nachhaltigen Aktienindex gemeinsame Nachhaltigkeitskriterien unter Berücksichtigung der eigenen Vorgaben zu entwickeln. Die Entwicklung der Indizes in den Varianten mit und ohne Ausschluss fossiler Energiegewinnung ermöglicht den beteiligten Ländern, im Rahmen des gemeinsamen Konzepts regionale Besonderheiten und energiepolitische Entscheidungen auf Landesebene zu berücksichtigen.
Im September 2018 wurde dann eine europaweite Ausschreibung in Form eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb zur Suche eines Anbieters für zwei nachhaltige Aktienindizes inklusive des notwendigen Nachhaltigkeitsresearchs gestartet. Der Anbieter soll deren Konstruktion sowie die laufende Berechnung und Pflege übernehmen. Die passive Nachbildung dieser Indizes erfolgt entweder durch die Bundesbank oder durch das jeweilige Land.
In der vergangenen Woche hat nun das Unternehmen STOXX Ltd., eine 100prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Börse AG, den Zuschlag erhalten.
Hintergrund
Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben in ihren passiv verwalteten Pensionsfonds zusammen insgesamt etwa 3,6 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2018) in Aktien der Eurozone und außerhalb der Eurozone investiert.
Vor dem Hintergrund weiterwachsender Anlagevolumina werden die Gesamtinvestitionen der vier Länder in den nächsten Jahren voraussichtlich rund 7 Milliarden betragen.