Start Politik PISA 2018: Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot sieht insgesamt positive Entwicklung aber auch soziale...

PISA 2018: Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot sieht insgesamt positive Entwicklung aber auch soziale Schieflage im deutschen Bildungssystem (SL)

277

Die Studie PISA 2018 attestiert Schüler*innen in Deutschland im OECD-Vergleich überdurchschnittliche Kompetenzen. Die Studie macht aber auch deutlich, dass der Bildungserfolg in Deutschland stärker als in anderen OECD-Ländern vom sozialen Hintergrund der Schüler*innen abhängt. Zu den heute vorgestellten Ergebnissen der Studie erklärt Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot:

„Im Saarland haben wir wirksam gegengesteuert und arbeiten weiter daran, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Bei der Sprach- und Leseförderung setzen wir bereits in den KiTas an. Auch mit unserem Landesprogramm „Schulen stark machen“, dem Ausbau der multiprofessionellen Teams und der Schulsozialarbeit setzen wir die richtigen Schwerpunkte in unserer Bildungspolitik. Der Bildungsmonitor 2019 belegt, dass mittlerweile in kaum einem anderen Bundesland der Einfluss der sozialen Herkunft unserer Schülerinnen und Schüler auf ihren Bildungserfolg so gering ist, wie im Saarland. Das ist mir besonders wichtig.

Die Ergebnisse von PISA 2018 können nicht auf das Saarland heruntergebrochen werden, weil lediglich drei saarländische Schulen beteiligt waren. Von ihnen gehen aber wichtige Signale für die Bildungspolitik in Bund und Ländern aus.

Beim Lesen, in Mathematik und den Naturwissenschaften liegen die Schülerinnen und Schüler in Deutschland wie bereits in den vergangenen Jahren über dem OECD-Schnitt. Insbesondere der Vergleich zu den Ergebnissen der ersten PISA-Studie aus dem Jahr 2000 zeigt, dass wir in unserem Bildungssystem insgesamt eine positive Entwicklung haben. Das ist sehr erfreulich!

Die Studie zeigt aber auch, dass der soziale Hintergrund deutschlandweit nach wie vor einen viel zu großen Einfluss auf den Bildungserfolg hat. Im Vergleich zu 2009 ist die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozialen Hintergrund bundesweit sogar um neun Prozentpunkte angestiegen. Das deutsche Bildungssystem hat also deutlichen Entwicklungsbedarf bei der sozialen Gerechtigkeit. Diese soziale Schieflage zu beheben, ist ein deutlicher Handlungsauftrag für Bund und Länder.

Exemplarisch zeigt sich der Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg bei der Lesekompetenz, dem Schwerpunkt von PISA 2018. So haben sozioökonomisch privilegierte Schülerinnen und Schüler bei der Lesekompetenz einen Leistungsvorsprung von 113 Punkten, das sind 24 Punkte mehr als im OECD-Durschnitt. Und nur zehn Prozent der sozioökonomisch benachteiligten Schülerinnen und Schüler befinden sich im obersten Quartil der Leistungsverteilung. Der OECD Schnitt liegt bei rund elf Prozent. Das deutsche Bildungssystem ist demnach sozial weniger gerecht als das durchschnittliche OECD-Bildungssystem.

Die Aufstockung der Mittel des Bundesprogramms ,Schule macht stark‘ zur Unterstützung von Schulen in sozial schwierigen Lagen und der Mittel für die frühkindliche Leseförderung ist vor diesem Hintergrund absolut sinnvoll.“

Hintergrund PISA

• PISA wird seit 2000 von der OECD durchgeführt, um die Kompetenzen 15-jähriger Schüler*innen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zu ermitteln. Bei PISA 2018 lag ebenso wie bei PISA 2000 und bei PISA 2009 der Schwerpunkt auf der Lesekompetenz. Bei PISA 2003 und 2012 lag der Schwerpunkt auf Mathematik, bei PISA 2006 und 2015 auf den Naturwissenschaften.
• An PISA 2018 haben insgesamt 600.000 Schüler*innen aus 79 Staaten und Regionen teilgenommen und ist damit die bisher größte durchgeführte PISA-Studie. In Deutschland wurden für den internationalen Vergleich insgesamt 5.451 Schüler*innen aus 226 Schulen getestet.
• Die Ergebnisse von PISA 2018 dienen der Verortung des deutschen Bildungswesens im internationalen Vergleich auf der Grundlage einer bundesweiten Stichprobe.
• Aufgrund der Anlage der Studie und der Datenlage ist ein Ländervergleich nicht möglich. Es geht um eine repräsentative Stichprobe aller Schüler*innen in Deutschland, die international verglichen wird. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ für einzelne Länder.

Hintergrund PISA 2018 / Saarland

• Testzeitraum: 16. April bis 25. Mai 2018
• Drei beteiligte Schulen im Saarland (von insgesamt 226 Schulen in Deutschland): eine GemS, ein Gymnasium, ein BBZ (Technisch-gewerblicher Bereich)
• Schülerstichprobe: 30 Fünfzehnjährige pro Schule; als nationale Ergänzung wurden zusätzlich pro Schule 15 Schüler*innen der 9. Jahrgangsstufe getestet
• Schwerpunkt: Erfassung der Lesekompetenz

• Neben den eigentlichen Tests: Fragebögen für Schüler*innen, Eltern, Schulleiter*innen sowie Lehrkräfte
• Durchführung durch TU München und IEA Data Processing and Research Center (IEA) in Hamburg
• Die Testung wurde vollständig von der IEA organisiert und durchgeführt (Testleitereinsatz, Ziehung der Klassen und Schülerstichproben, Kommunikation mit Schulen, etc.)

 

Vorheriger ArtikelBreitbandausbau im Land schreitet voran (RP)
Nächster ArtikelEinbruch in Historisches Grünes Gewölbe