Siemens, der Freistaat Sachsen und die Fraunhofer-Gesellschaft haben heute in Görlitz eine Absichtserklärung unterzeichnet, um den Standort langfristig zu stärken und den Strukturwandel in der Lausitz zu unterstützen. Dabei soll auf dem Siemens-Werksgelände in Görlitz ein Innovationscampus und „Start-Up-Accelerator“ entstehen – Ziel ist es, weitere Technologie- und Industrieunternehmen, Start-ups sowie Forschungsinstitute anzusiedeln. Der Fokus liegt dabei auf Digitalisierung, Automatisierung, Energietechnik und innovativen Werkstoff- und Fertigungstechnologien.
Auf dem Campus werden Siemens und die Fraunhofer-Gesellschaft zudem ein Labor für Wasserstoffforschung aufbauen, in dem die Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff untersucht wird. Görlitz soll damit langfristig zu einem Kompetenzzentrum für Wasserstofftechnologien entwickelt werden. Insgesamt wollen die Partner im ersten Schritt rund 30 Millionen Euro für den Ausbau des Standortes bereitstellen. In den nächsten fünf Jahren sollen dort etwa 100 neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen.
„Heute ist ein guter Tag für Görlitz und die Lausitz“, betont Ministerpräsident Michael Kretschmer. „Die Vereinbarung mit Siemens und Fraunhofer ist ein Meilenstein für die zukunftsfähige Entwicklung des Siemens-Standortes in Görlitz und die Lausitz als Innovationsregion. Der Aufbau eines Innovationscampus und der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für klimafreundliche und digitale Industrieprozesse schafft neue hochqualifizierte Arbeitsplätze. Gemeinsam mit Fraunhofer, den Hochschulen sowie den Unternehmen der Region entwickeln wir außerdem eine Forschungsplattform für innovative Speicher- und Wasserstofftechnologien für die Energiewende. Siemens als DAX-Konzern und die Fraunhofer-Gesellschaft setzen mit uns auf Görlitz und die Lausitzer. Das stimmt mich zuversichtlich, die Lausitz als Forschungs- und Industriestandort in Deutschland nachhaltig zu stärken – von der Entwicklung bis zum Anlagenbau.“
„Mit diesem Zukunftspakt lösen wir unser Versprechen ein, den Strukturwandel der Lausitz aktiv mit zu gestalten“, sagt Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG. „Deshalb wollen wir hier am Standort Görlitz neben dem weltweiten Hauptsitz für industrielle Dampfturbinen auch einen Innovations-Campus bauen, in dem gemeinsam mit Partnern und Start-ups Produkte und Lösungen in der Wasserstofftechnologie entwickelt werden sollen. Damit schaffen wir ein Ökosystem für eines der langfristig attraktivsten Zukunftsfelder, wenn es um Maßnahmen gegen den Klimawandel und damit auch um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Zukunftsindustrien geht.“
„Als Energieregion wird Sachsen von den Transformationsprozessen im Zuge des Kohleausstiegs immanent berührt. Die gut vernetzte Forschungs- und Technologielandschaft des Freistaats sowie die etablierte angesiedelte Industrie und die hiesige Innovationskultur bieten jedoch beste Voraussetzungen, um Strukturen zu schaffen, die sowohl die Region stärken als auch die Position des Technologiestandorts Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter ausbauen“, erklärt Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer. „Die Einrichtung einer gemeinsamen Forschungsplattform zur Wasserstoffforschung und Entwicklung neuer Wasserstofftechnologien gemeinsam mit Siemens und mit der Unterstützung des Freistaats Sachsen stellt die Weichen in Richtung Zukunft. Die Kooperation ist eine zentrale Grundlage für den Anlagenbau in der Region und führt die industrielle Forschung und Wissenschaft in einer strategischen Partnerschaft zusammen.“
Zusätzlich zum Innovationscampus wird Siemens am Standort Görlitz seine Forschung- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich „dekarbonisierte Industrieprozesse“ weiter aufbauen. Dabei werden die Siemens-Forscher untersuchen, wie Wasserstofftechnologien den CO2-Ausstoß in energieintensiven Industrien verringern können und neue, klimafreundliche Lösungen wie Speichertechnologien entwickeln. Als Beitrag zum Klimaschutzplan 2050 und dem Strukturwandel in der Lausitz will Siemens den Standort bis 2025 zu einer CO2-neutralen Fabrik umbauen. Hierfür soll etwa die Prozesswärme für den Betrieb der Dampfturbinenprüfstände nachhaltig erzeugt und der Energieverbrauch insgesamt reduziert werden.
Derzeit beschäftigt Siemens im Werk Görlitz für Industrie-Dampfturbinen rund 800 Mitarbeiter. Damit ist das Unternehmen einer der größten industriellen Arbeitgeber in der Region.